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TRANSLATION:
Ulrich Wickert: Berlin ist eigentlich die Stadt in der ich am allerliebsten wohnen würde, denn Berlin ist für mich eine Metropole. Was macht eine Metropole aus? Eine Metropole macht aus: natürlich als erstes eine Internationalität und ich finde Städte sehr schön, die gebrochen sind. Denn in dem Bruch einer Stadt wächst Neues, gibt es Menschen, die hier her kommen, die einfach sagen, „Wir wollen etwas versuchen.“ Das sind junge Chinesen, da sind junge Russen, da sind junge Franzosen da, die hier her kommen, weil sie sagen, „Hier finden wir einen Freiraum und eine Anregung, die wir in anderen Städten im Augenblick nicht so finden.“
Actually Berlin is the city I’d love to live in the most because to me Berlin is a metropolis. What defines a metropolis? A metropolis is defined by: Internationality first of all of course and I think cities that are broken are very beautiful. That’s because new things grow in that crack of a city, there are people who are coming here and just say “We want to try something.” Those are young Chinese people, there are young Russians, there are young French people who are coming here because they say “Here we can find a kind of freedom and motivation that’s unlike of what we can find in other cities right now.”
Ich finde die Biografie dieses jungen Mannes sehr spannend, weil er sehr früh für sich eine eigene Identität geschaffen hat. Der hat da einfach gesagt „Ich möchte anders sein als die anderen und ich mache es obwohl die anderen mich dafür mobben“. Das finde ich schon sehr spannend.
I find this young man’s biography very exciting because he created his own identity for himself very early on. Back then he just said “I want to be different than the others and I’m doing it even though I get mobbed for it.” I find that very exciting indeed.
Bill: Für mich ist natürlich… Gerade als Ulrich Wickert noch so die „Tagesthemen“ gemacht hat, da war ich glaube ich so 16, 17. Das waren natürlich die Zeiten wo ich so was nicht geguckt habe. Natürlich ist er aber ’n Begriff und ’n riesen Begriff auch, glaube ich, in meiner Generation. Jeder kennt ihn. Er hat natürlich eine ganz wichtige Aufgabe gehabt. Man merkt immer hinter all seinen Themen, die er behandelt, dass er da wirklich hinter steht. Er ist nicht irgendwie so’n langweiliger Nachrichtensprecher, der irgendwas erzählt, sondern das was er macht, das kann man immer irgendwie greifen und verstehen ohne dabei das Zeigefingergefühl zu haben.
For me it’s of course… Especially back when Ulrich Wickert was still doing the “Tagesthemen” [nb “Tagesthemen”, lit. “daily topics”, is the news broadcast on the German channel ARD], I think I was 16, 17 [years old] back then. Of course those were the times where I didn't watch something like that. Despite of that he’s of course still well known and I think also a big household name for my generation. Everybody knows him. Of course he used to have a very important task. With all of the topics he’s dealing with you can always tell that he really stands behind them. He’s not some boring news presenter who’s just talking about something but one is somehow always able to grasp and understand whatever he’s doing without getting this feeling of being lectured.
Gerade meine Familie war sehr angetan und aufgeregt als ich erzählt hab, „Ja, ich treff’ mich mit Ulrich Wickert und wir verbringen den Tag zusammen.“ Ich glaube ich konnte noch nie so viel punkten wie mit dem Gesprächspartner heute. Darum, ich freu’ mich auch ihn zu treffen.
Especially my family was very taken and excited when I told them ”Yes, I’m going to meet with Ulrich Wickert and we’ll be spending the day together.“ I don’t think I've ever managed to score as many brownie points as with this conversational partner today. Therefore I’m also looking forward to meeting him.
*having breakfast together*
Bill: Das Hotel ist für uns so eigentlich das Hotel wo wir immer sind in Deutschland. Fühlt sich an wie so’n eigenes Haus schon fast.
For us this hotel is actually the hotel where we’re always staying in Germany. It almost feels kind of like our own house.
Ulrich Wickert: Sie haben ja auch hier in diesem Hotel schon mal gewohnt: 3 Monate lang nach der Operation.
Once you've also already lived in this hotel: for three months after your surgery.
Bill: Genau! Ja und ich kam gerade… Ich war lange nicht mehr, nicht mehr hier und bin dann hergekommen und die waren dann so nett und dachten, „OK, wir geben dasselbe Zimmer.“ und dann kam ich rein und dachte, „Oh nee, ich muss hier raus.“ und hab das Zimmer noch mal gewechselt, weil das war natürlich… Das war, glaub’ ich, so die schlimmste und anstrengendste Phase in unserer Kariere. Das war so als dann meine Stimme weg war und ich dann die OP hatte und so, das war halt… auch psychisch natürlich ’ne totale Belastung.
Exactly! Yes and now I just came… I haven’t been here in a long time and then I came here and they were so nice and thought “Ok, let’s use the same room [for him].” and then I walked in and thought “Gosh no, I have to get out of here.” and changed rooms one more time because obviously that was… I think that was the worst and most exhausting phase of our career. That’s what it was like when my voice was gone and I had surgery then and like, that was just… of course it was also totally a mental burden.
Ulrich Wickert: Natürlich.
Of course.
Bill: Das war dann, das war… wirklich da hatte man ja so Angst was passiert. Man wusste ja gar nicht was, was passiert und ich war dann…
Then that was, that was… really, one was just so scared about what might happen. After all one didn't know what was happening and so I was…
Ulrich Wickert: Was war eigentlich mit der Stimme los gewesen?
What was actually going on with your voice?
Bill: Ich hatte Zysten auf den Stimmbändern.
I’ve had cysts on my vocal chords.
Ulrich Wickert: Ach so…
I see…
Bill: Und dann haben die sich quasi nicht mehr geschlossen richtig und das hat quasi ganz viel Kraft gebraucht um überhaupt ’nen Ton raus zu bringen und eigentlich war die Stimme dann komplett weg. Und das war dann schon…
And then they [vocal chords] were basically no longer closing properly and it basically took a lot of strength to even make a noise at all and then my voice was actually completely gone. And that really was…
Ulrich Wickert: Und wie kommuniziert man? Schreibt man über Zettel?
So how does one communicate? Does one write notes on paper?
Bill: Ja, ich hatte dann so’n Zettel und natürlich mein Bruder hat mir geholfen.
Yes, then I’ve had this piece of paper and of course my brother helped me.
Ulrich Wickert: Ja.
Yes.
Bill: Also weil da ist ja das Gute. Wir brauchen uns nur angucken und er weiß dann sofort was ich sagen will und erm… darum es war ganz gut. Er war so’n bisschen mein Sprachrohr in der Zeit.
Well, that’s the good thing really. We only just need to look at each other and then he knows straight away what I want to say and erm… therefore that was quite good. He somewhat became my voice during that time.
Ulrich Wickert: Insofern ist, ist das der ideale… Partner?
In this respect he’s, he’s the ideal… partner?
Bill: Absolut. Ich meine… Ja, das ist, glaube ich, sowieso… erm… ’n Partner und ’ne Partnerschaftlichkeit, die immer einfach ’ne Konstante sein wird in meinem Leben.
Absolutely. I mean… Yes, in any case I think that is… erm… a partner and a partnership that will always be a constant in my life.
Ulrich Wickert: Also habt ihr das Gefühl es gibt ’nen Stärkeren und Schwächeren unter euch beiden? Oder ist der eine so, der andere so?
So do [both of] you feel that there is a stronger and a weaker one of the two of you? Or is one of you like this and the other like that?
Bill: Also ich glaube wir ergänzen uns total. Also er hat halt… erm… wie wir beide, wir haben halt unsere Schwächen so, aber wir sind… Es ist auch so das zum Beispiel unsere Energie und wenn einer von uns irgendwie schlecht gelaunt ist oder schlecht drauf ist oder grad ’nen Durchhänger hat, dann ist der andere eigentlich der, der den dann mitreißt und mitzieht.
Well, I think we totally complement one another. Meaning, he’s just got… erm… like both of us, we've got our weaknesses after all but we’re… For instance it’s also about our energy and when one of us is somehow in a bad mood or isn't feeling well or is experiencing a low in that moment, then it’s actually the other one who motivates him and drags him along.
Bill: Das is‘n ganz berühmtes Studio und Aufnahmeraum wo schon ganz berühmte Alben entstanden sind. Und David Bowie und so weiter… [Hier] haben schon ganz große Leute aufgenommen und erm, recorded.
This is a very famous studio and recording room where very famous albums have already been created. And David Bowie and so on… Big artists have already been recording [here].
*both taking seats in the recording studio*
Ulrich Wickert: Eine Frage, die ich mir gestellt habe, ist: Jeder hat ja seine Identität. Identität wächst durch das wo man aufwächst und durch die Sprache, durch das was man hört, was man mit der Familie lernt. Du hast angefangen im Alter von acht und neun dir deine eigene Identität zu zulegen. Wie kam das?
One question that I was asking myself is: Everybody has got their identity. Identity develops through where one grows up and through language, through what one hears, what one learns with their family. You started to get your own identity when you were eight and nine years old. How did that happen?
Bill: Also, Tom und ich sind erst mal, glaub’ ich, bis wir sechs oder sieben waren komplett gleich rumgerannt. Wir hatten dieselben Sachen an. Wir hatten dann immer so Pullover wo unsere Namen draufstanden damit irgendwie die Kindergärtner und Lehrer und so uns dann irgendwie auseinander halten konnten. Erm, und dann gingen einfach unsere Interessen total auseinander, auch musikalisch. Also, Tom hat ganz andere Musik gehört als ich und wir haben uns einfach in komplett verschiedene Richtungen entwickelt. Wahrscheinlich auch weil man als Zwilling ja dann immer, erm… nur als Zwilling wahrgenommen wird. Also man wird dann ja auch oft gar nicht mit Namen angesprochen, sondern dann sind’s immer „die Zwillinge“ und ich glaube, wahrscheinlich haben wir so unterbewusst einfach jeder versucht uns total eigen zu entwickeln und so ’ne eigene Persönlichkeit zu schaffen. Und das ist dann irgendwie auch ganz krass in unserem Aussehen passiert. Also, wir sind wirklich… Wir haben dann natürlich auch ganz viele verschiedene Phasen durchgemacht und erm… waren aber immer sehr extrem in Allem. Also, er sah sehr extrem aus, ich sah sehr extrem aus und wir zusammen sind natürlich total aufgefallen und wir haben’s uns natürlich auch nicht leicht damit gemacht. Aber für mich war ganz früh wichtig frei zu sein und erm, ich hab’ auch immer so was, so ’nen Rebellen in mir gehabt und das hab’ ich auch heute noch, der immer mit seinem Äußerem und mit seiner, mit seiner ganzen Musik auch und so weiter immer Freiheit haben will. Das.. Also, Freiheit ist für mich eigentlich das Wichtigste überhaupt. Das war mir schon als ich jung war ganz wichtig.
Well, in the beginning Tom and I were running around in identical things until we were six or seven years old, I think. We were wearing the same clothes. Back then we always had those sweaters with our names on so that somehow our kindergarten teachers and teachers etc. could tell us apart somehow. Erm, and then our interests just totally drifted apart, also music-wise. Meaning, Tom was listening to very different music than I was and we just developed into completely different directions. Probably also because as a twin one always, erm… only gets perceived as a twin. Meaning, often one isn't even addressed by their name but instead it’s always “the twins” and I think that’s probably why each of us subconsciously tried to develop on their own and to create their own personality that way. And somehow that happened quite extremely with our looks. Meaning, we’re really… Of course we also went through many different phases then and erm… but [we] have always been very extreme in everything [we did]. Meaning, his look was very extreme, my look was very extreme and together the both of us totally attracted attention of course and of course we didn't make things easy for ourselves that way. However, very early on it was important to me to be free and erm, in me I've also always had this kind of rebel who always wants to have freedom with his appearance and with all of his music etc. and I still have [this rebel in me] nowadays. This… Well, if anything freedom is actually the most important to me. That was already very important to me when I was younger.
Ulrich Wickert: Deswegen ist auch für mich „Freiheit“ ein unglaublicher Begriff, aber du hast wahrscheinlich auch rebelliert, weil du gesagt hast, „Ich krieg’ die Freiheit!“.
That’s why ”freedom“ is also an incredible expression to me but you probably also rebelled because you've said, “I’m getting that freedom!”.
Bill: Also, es war… Man wird dann oft ungerecht behandelt, ne? Und ich hab’ dann mir immer den schwierigen Weg ausgesucht und hab’ dann immer diskutiert, erm… Ich hatte halt immer so meine Meinung und erm, solange ich damit im Recht war, wollte ich halt auch, dass das für alle in Ordnung ist, ne? Und dann hatte man aber schon… Wir hatten massive Probleme in der Schule. Also, meine Schulzeit war der absolute Horror. Ich hab’ das gehasst da jeden Morgen hinzugehen. Gerade wenn ich jetzt so zurück gucke, dann denke ich auch so, „Ja, ich hab’s mir natürlich extrem schwer gemacht. Ich hätt’s mir jetzt auch viel leichter machen können.“ Aber umso mehr die Leute dagegen gekämpft haben und gesagt haben, „Der kann aber nicht mit geschminkten Augen zur Schule kommen.“ und „Das geht nun mal nicht.“ Und „Er kann nich’… Tom kann nich’ mit’m Gitarrenkoffer…“ und „Das funktioniert nicht.“ Und so weiter. Umso mehr haben wir… Also, umso dunkler waren meine Augen am nächsten Tag und umso… Also, umso schwärzere Haare hatte ich. Also, wir haben dann immer noch so einen drauf gesetzt und haben dann, erm… Ja, uns das echt so’n bisschen schwierig mit gemacht, aber das war immer mein Drang danach, dass ich gesagt hab’ so… Ich war gut in der Schule. Hab’ immer gute Noten gehabt, immer nur für mich selber natürlich und erm, ich wollte, dass ich dann genauso behandelt werde wie jeder andere auch.
Well, it was… Because of that one often gets treated unfair, right? And then I always chose the difficult path and was always involved in discussions then, erm… After all I've always had my opinion and erm, for as long as I was right I just wanted that to also be okay for everyone else, right? However, one already had… We've had massive problems in school. Meaning, my time in school was absolute hell. I've hated having to go there every morning. Especially now when looking back I’m also thinking then, like, „Yes, of course I made it extremely difficult for myself. I also could've had it much easier.” However, the more people fought it and said “He cannot come to school with eye make-up on.” and “That’s just not possible.” And “He can’t… Tom can’t [...] with the guitar case…“ and “That’s not working out.“ etc. The more we… Meaning, the darker my eye make-up was the next day and the more… Well, the blacker my hair got. Meaning, we always went one better and then had, erm… Yes, that way we really made things a bit difficult for ourselves but I've always had the urge to say, like… I was good in school. [I've] always had good grades, of course [I did this] only for myself [and no-one else] and erm, in return I wanted to be treated just like everybody else was.
Ulrich Wickert: Wenn jemand mich richtig enttäuscht hat und [ich] ihn als intrigant oder was auch immer empfinde…
If someone has really disappointed me and [I] perceive them as conniving or whatever…
Bill: Ja.
Yes.
Ulrich Wickert: … dann sag’ ich, „Der is’ so. Mit dem will ich nichts mehr zu tun haben.“
… then I’m saying “That’s what they’re like. I no longer want to have anything else to do with them.“
Bill: Ja.
Yes.
Ulrich Wickert: Also, da bin ich dann sehr radikal manchmal. Vielleicht mach’ ich das auch um mich zu schützen.
Well, I’m a bit radical in that respect sometimes. Maybe I’m only doing it to protect myself.
Bill: Ich glaub’ man sucht immer nach jemandem, der dieselben Wertvorstellungen hat wie, wie man selbst und ich glaube, selbst wenn man im ersten Moment, erm, vielleicht denkt, das könnte irgendwie klappen, ist es doch langfristig so, dass man das schon gleich sehen muss. Also, sowohl, glaube ich, in ’ner, in ’ner… in Beziehungsfragen als auch in, in joblichen Fragen mit Partnern. Also, ich glaube, das ist auf allen Ebenen gleich. Also, solange man Leute hat, die einen richtig hassen, hat man auch Leute, die einen richtig lieben und dann weiß man, man macht es auch irgendwie richtig. Also, ich glaube, wenn man eben Vorstellungen hat und die auch äußert und kommuniziert und dann, erm, auch ’ne Freiheit ausstrahlt, die vielleicht auch manche sich nicht trauen zu haben, dann erm… liegt da Liebe und Hass ja auch ganz nah bei einander und erm… Also, ich hab’ immer das Gefühl solange das so ist, läuft eigentlich alles richtig und so macht man das auch richtig. Und ich hab’ mich immer wohl damit gefühlt, dass es Leute auch gab, die einen nicht mögen und die was gegen einen haben, weil am Ende des Tages bringt einen das immer irgendwie weiter.
I think one always looks for someone who has got the same moral concept as oneself and I think, even though initially one might think that it somehow could work out, after all one has to immediately see that [it won’t work] in the long run. Meaning, that goes for both relationship and job-related matters with partners. Well, I think it’s the same on all levels. So for as long as one has got people who really hate them, one also has got people who really love them and that’s how one knows that they’re also doing it right somehow. Well, I think when one has got beliefs and expresses and communicates them then one also radiates some kind of freedom that some people might not dare having, then, erm… love and hate also lie very close together and erm… Well, I always have the feeling that everything is actually going the right way and one is also doing it right for as long as that’s the case. And I've always felt comfortable with there also being people who don’t like you and who've got something against you because at the end of the day that always gets you further somehow.
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